Udev ist ein System zur überwachung von Hotplug-fähigen geräten. Bekommt udev Informationen über ein neues Gerät, wertet es diese anhand frei konfigurierbarer Regeln aus und gibt dem Gerät einen Namen
Ab Ubuntu 10.04 werden wohl auch Eingabegeräte (Maus, Tastatur, Grafiktablet) über udev erkannt (nicht mehr über HAL).
Die Regeln für die Erkennung der Geräte wird in /etc/udev/rules.d/
abgelegt. In diesem Verzeichnis sind für die verschiedensten Geräte (USB, PCMCIA, eSATA, …) verschieden Konfigurationsfiles hinterlegt (Bei der einen Distribution mehr, bei der anderen weniger).
Sollte man mal in den Genuss kommen, selbst udev-Regeln zu erstellen, gibt es hier ein kleines Tutorial.
Zuerst sollte man so viele Informationen wie möglich über das Gerät sammeln. Unter anderem sind Vender- und DeviceID, sowie Seriennummern sehr hilfreich. Je mehr Informationen voliegen, desto eindeutiger kann das Gerät erkannt werden. Bestes Beispiel: Man hat zwei USB-Sticks des selben Herstellers, der selben Baureihe. Hier ist es nicht möglich, nur über Vendor- und DeviceID eindeutig den einen oder anderen Stick zu identifizieren.
Bei USB-Geräten ist es noch relativ einfach, Informationen zu sammeln. ein simples
lsusb
bringt hier schon mal die Vendor- und DeviceID.
Bus 002 Device 011: ID 13fe:1d00 Kingston Technology Company Inc. DataTraveler 2.0 1GB/4GB Flash Drive / Patriot Xporter 4GB Flash Drive
Mehr Informationen bringt da schon
lsusb -v > ~/full_lsusb
Da dies sehr viele Informationen bringt, wird es in eine Datei umgeleitet. Sucht man jetzt nach der Device-ID, kommt man zu weiteren Informationen
Um dem Datenwust Herr zu werden, kann man noch die Parameter -s [bus]:[devnum]
oder -d [vendor]:[product]
mit angeben und hat so nur die Informationen, die dem Gerät entsprechen
Bus 002 Device 009: ID 13fe:1d00 Kingston Technology Company Inc. DataTraveler 2.0 1GB/4GB Flash Drive / Patriot Xporter 4GB Flash Drive Device Descriptor: bLength 18 bDescriptorType 1 bcdUSB 2.00 bDeviceClass 0 (Defined at Interface level) bDeviceSubClass 0 bDeviceProtocol 0 bMaxPacketSize0 64 idVendor 0x13fe Kingston Technology Company Inc. idProduct 0x1d00 DataTraveler 2.0 1GB/4GB Flash Drive / Patriot Xporter 4GB Flash Drive bcdDevice 1.10 iManufacturer 1 Kingston iProduct 2 DataTraveler 2.0 iSerial 3 5B7415A30A98 bNumConfigurations 1 Configuration Descriptor: bLength 9 bDescriptorType 2 wTotalLength 32 bNumInterfaces 1 bConfigurationValue 1 iConfiguration 0 bmAttributes 0x80 (Bus Powered) MaxPower 200mA Interface Descriptor: bLength 9 bDescriptorType 4 bInterfaceNumber 0 bAlternateSetting 0 bNumEndpoints 2 bInterfaceClass 8 Mass Storage bInterfaceSubClass 6 SCSI bInterfaceProtocol 80 Bulk (Zip) iInterface 0 Endpoint Descriptor: bLength 7 bDescriptorType 5 bEndpointAddress 0x81 EP 1 IN bmAttributes 2 Transfer Type Bulk Synch Type None Usage Type Data wMaxPacketSize 0x0200 1x 512 bytes bInterval 0 Endpoint Descriptor: bLength 7 bDescriptorType 5 bEndpointAddress 0x02 EP 2 OUT bmAttributes 2 Transfer Type Bulk Synch Type None Usage Type Data wMaxPacketSize 0x0200 1x 512 bytes bInterval 0
Hier kann man dann auch die Seriennummer, Produktname und Hersteller auslesen.
Aus diesen Informationen kann man dann schon eine udev-Regel bauen.
Noch einfacher ist es, sich die Daten per udevadm
zu besorgen. Großer Vorteil ist, dass die Einträge ATTRS{…} schon dabei sind.
Hier sollte man nach dem anstecken mal dmesg
aufruften und schauen, unter welchem Device der USB-Stick ansprechbar ist. In meinem Fall ist das /dev/sdc1.
Jetzt per udevadm die Informationen anzeigen lassen
udevadm info --query=all --attribute-walk --name=/dev/sdc1
Jetzt noch nach der VenderID suchen und schon hat man fertige Attribute mit Bezeichner. Diese kann man einfach in die regeldatei kopieren
looking at parent device '/devices/pci0000:00/0000:00:1d.0/usb2/2-1/2-1.1': KERNELS=="2-1.1" SUBSYSTEMS=="usb" DRIVERS=="usb" ATTRS{configuration}=="" ATTRS{bNumInterfaces}==" 1" ATTRS{bConfigurationValue}=="1" ATTRS{bmAttributes}=="80" ATTRS{bMaxPower}=="200mA" ATTRS{urbnum}=="904" ATTRS{idVendor}=="13fe" ATTRS{idProduct}=="1d00" ATTRS{bcdDevice}=="0110" ATTRS{bDeviceClass}=="00" ATTRS{bDeviceSubClass}=="00" ATTRS{bDeviceProtocol}=="00" ATTRS{bNumConfigurations}=="1" ATTRS{bMaxPacketSize0}=="64" ATTRS{speed}=="480" ATTRS{busnum}=="2" ATTRS{devnum}=="15" ATTRS{version}==" 2.00" ATTRS{maxchild}=="0" ATTRS{quirks}=="0x0" ATTRS{authorized}=="1" ATTRS{manufacturer}=="Kingston" ATTRS{product}=="DataTraveler 2.0" ATTRS{serial}=="5B7415A30A98"
Eine udev-Regel ist einfach eine filterung von verschieden Eigenschaften eines Geräts.
Unser Beispiel-USB-Stick würde schon mit folgenden Informationen erkannt werden
ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00"
da es aber tausende USB-Sticks diesen Typs gibt, sollte man hier noch die Seriennummer mit einbeziehen.
ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00", ATTRS{serial}=="5B7415A30A98"
Zur Übersicht ist hier eine Tabelle mit häufig genutzen Identifizierungsvariablen
Name | Bedeutung |
---|---|
SUBSYSTEM | Gerätetyp, zum Beispiel usb_device, block, und so weiter |
BUS | Bussystem des Geräts, zum Beispiel ieee1394 oder usb |
ID | Geräte-ID (bezogen auf den Bus) |
NAME | Name des Netzwerkgeräts (eth0, eth1 etc.) oder der Gerätedatei in /dev |
KERNEL | Gerätename laut Kernel |
SYSFS{Datei } | Verwendet Informationen bestimmter Dateien aus /sys (enthalten Angaben zur Hardware); pro Regel maximal fünf SYSFS-Konstanten |
Jetzt hat man das Gerät eindeutig identifiziert. doch was soll mit dem Gerät wann geschehen. Dazu muss die Regel erweitert werden.
Hier greift die Variable ACTION
Soll die Regel beim Anstecken ausgeführt werden, muss es folgendermaßen erweitern werden
ACTION=="add", ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00", ATTRS{serial}=="5B7415A30A98"
Soll die Regel beim Abstecken ausgeführt werden, muss es folgendermaßen erweitern werden
ACTION=="remove", ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00", ATTRS{serial}=="5B7415A30A98"
Hier greifen die Variablen RUN und SYMLINK.
SYMLINK bedeutet einfach, dass auf das erkannte Gerät (z. B. als /dev/sdc) ein symbolischer Link angelegt wird. Zum Aufruf wird die Regel folgendermaßen erweitert.
ACTION=="add", ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00", ATTRS{serial}=="5B7415A30A98", SYMLINK+="datenstick"
Jetzt kann man den Stick immer per /dev/datenstick mounten und damit arbeiten
RUN bedeutet, dass man ein Programm, dass angegeben wird, ausführen lassen kann. Das beste Beispiel ist hier eine BackupFestplatte. Sollte diese BackupPlatte angeschlossen werden soll ein Backup-Skript ausgeführt werden. Zum Aufruf muss die Regel folgendermaßen erweitert werden.
ACTION=="add", ATTRS{idVendor}=="13fe", ATTRS{idProduct}=="1d00", ATTRS{serial}=="5B7415A30A98", SYMLINK+="datenstick", RUN="/usr/local/bin/backup.sh"
Zur Information ist hier eine Tabelle mit den meistgenutzten Aktionsvariablen
Name | Bedeutung |
---|---|
ACTION | Ereignis, entweder add oder remove |
RUN | führt das angegebene Programm aus. |
SYMLINK | legt einen symbolischen Link an, der auf den tatsächlichen Devicenamen verweist. |
OWNER | Ändert den Besitzer des Devices (Benutzername oder UID) |
GROUP | Ändert die Gruppe des Devices (Name oder GID) |
MODE | Ändert die Zugriffsrechte des Devices (Oktalzahlen) |
Das Tool
udevadm monitor
kann als Live-Monitor verwendet werden. Wenn ein Device angesteckt wird, sieht man hier, ob und wie ein Gerät erkannt wird
Mit
udevadm test <Device>
kann man ausprobieren, welche Udev-Aktionen für ein bestimmtes Gerät ausgeführt wird. Für Device sollte man das Gerät im /sys-Verzeichnis (z.B. /sys/bus/usb/devices/usb1) angeben.